In Dortmund gibt es eine neue Laufserie: Unter dem Motto „Kulttourrunning“ können interessierte Sportler die Stadt laufend erkunden. Dazu gibt es an speziellen Stationen interessante Erläuterungen. Erfunden hat’s mein Trainer Helmut Bezani. Den Auftakt machte ein Lauf rund um den Bergbau.
Neulich habe ich ja schon einmal über die Vorzüge von Sightseeing-Läufen geschrieben. Es ist toll, eine fremde Stadt in Laufschuhen zu erkunden und so an Ecken zu gelangen, die vielleicht etwas abseits der üblichen Touristenpfade liegen. Noch spannender sind solche Läufe allerdings in der Heimatstadt. Wer beim Laufen die Augen offen hält, lernt seine Stadt von einer ganz neuen Seite kennen. So auch bei der ersten Auflage des „Kulttourrunning“, das mein Trainer Helmut Bezani von Lauffieber Dortmund ins Leben gerufen hat.
Geschichte des Dortmunder Bergbaus
Die Geschichte des Dortmunder Bergbaus stand im Mittelpunkt des ersten Laufs am 4. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Genauer gesagt ging es um den Bergbau im Stadtbezirk Eving. Für mich sehr willkommen, weil ich zwar die Bergbau-Geschichte des Dortmunder Südens ganz gut kenne, vom Norden dafür umso weniger Ahnung habe.
Unter dem großen Hammerkopf-Turm der ehemaligen Zeche Minister Stein ging es los. Das mächtige Fördergerüst ist das am deutlichsten sichtbare Relikt aus Dortmunds Bergbau-Zeit. Die Zeche wurde 1987 als letztes Dortmunder Bergwerk geschlossen, und offenbar hatten die Menschen damals schon so etwas wie ein Gespür dafür, dass es Bauwerke gibt, die der Nachwelt erhalten bleiben sollten.
Experte für Fakten und Anekdoten
Andere Spuren des Bergbaus in Dortmund sind deutlich schwieriger zu finden. Dabei half uns 28 Läuferinnen und Läufern Klaus Berger vom Evinger Geschichtsverein, der an den zuvor ausgemachten Haltepunkten auf uns wartete und mit allerlei interessanten Fakten und Anekdoten aufwartete. So erfuhr auch ich Neues, zum Beispiel, dass die Zeche Minister Stein zusammen mit dem benachbarten Bergwerk Fürst Hardenberg in den 1940er Jahren das produktivste Bergwerk des Ruhrgebiets war.
Auf dem Evinger Friedhof stoppten wir am Mahnmal für die bei einem schweren Grubenunglück im Jahr 1925 ums Leben gekommenen 136 Kumpel und legten einen Kranz nieder.
Steigerlied auf der Mundharmonika
Ein kleines, ungeplantes Highlight durften wir in Dortmund-Brechten feiern. Als Berger gerade mit seinem Vortrag geendet hatte, stieß ein alter Bergmann in voller Montur zu uns und spielte auf seiner Mundharmonika das Steigerlied. Da wurde einem trotz klirrender Kälte warm ums Herz.
Wer vor dem Lauf Dortmund überhaupt nicht kannte, hat nicht nur etwas über die Geschichte der Stadt gelernt, sondern wurde auch noch mit ihrer Schönheit überrascht. Zwar wandelten wir auf den Spuren der Industriekultur, unsere Strecke führte aber über Felder, durch Wälder und an Brechtens Fachwerkhäusern vorbei.
Wieder einmal zeigte sich, dass Dortmund eine Ansammlung von Dörfern mit ein bisschen Stadt in der Mitte ist. Auch ich als Einheimischer bin an Orte gekommen, die ich noch nicht kannte. Bei einem meiner nächsten langen Läufe werde ich wohl erst einmal in die U-Bahn steigen und bis zur Endstation in Brechten fahren, um dann nach Hause zu laufen. Dortmund hat Läufern einfach zu viel zu bieten, um immer vor der Haustür unterwegs zu sein.
Bier und Stahl: Weitere Läufe sind in Planung
Nach knapp zweieinhalb Stunden standen wir wieder bibbernd, aber mit vielen neuen Infos und Eindrücken unter dem Hammerkopf. Ich bin gespannt auf die kommenden Auflagen.
Der nächste Lauf soll Mitte/Ende Januar an einem Samstagvormittag auf Phoenix-West starten. Im Mittelpunkt wird dann die Stahlproduktion stehen. Außerdem plant Helmut eine Bier-Route für Ende Februar/Anfang März und einen weiteren Bergbau-Lauf in Eving, wenn sich die Schließung von Minister Stein zum 33. Mal jährt.
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