Marathon-Vorbereitung beendet – die Pferdchen wollen rennen

Ein Marathon-Training nach Plan erstreckt sich meistens über zehn Wochen. Zweieinhalb Monate lang ist der Blick nur auf einen Tag gerichtet, den Tag des großen Rennens. Noch bevor der Startschuss fällt, steht eines auf jeden Fall fest: Training hilft und macht hibbelig. Vorsicht! Die Pferdchen sollten im Zaum gehalten werden.

Knapp neuneinhalb Wochen Marathon-Training liegen hinter mir. Was jetzt nicht da ist, kommt auch bis zum Sonntag nicht. Und umgekehrt gilt: Was ich mir in den zurückliegenden Tagen antrainiert habe, bekomme ich nur mit viel Unvernunft bis zum Sonntag weg. Mit viel Alkohol zum Beispiel oder einer Diät aus Currywurst und Schweinshaxen. Aber ich will ja nicht unvernünftig sein.

Nicht auf den Körper hören

Oft heißt es ja, man solle auf seinen Körper hören. Bei einer Erkältung etwa, wenn der Leib zu müde zum Laufen ist und dann gefälligst auch auf die Couch oder ins Bett gehört. Oder bei Schmerzen. Aber nicht in den letzten Tagen einer Marathon-Vorbereitung.

Ich habe das Gefühl, als wohnte eine ganze, auf einen wilden Ausritt drängelnde Mustang-Herde in meinen Muskeln. Die Pferdchen wollen raus – und dürfen nicht. Denn jeder Gaul, der sich jetzt austoben darf, verbraucht wertvolle Körner, die ich am Sonntag brauche. Der Körper braucht jetzt Schonung, auch wenn er es nicht wahrhaben will.

Die letzten Intervalle zu schnell gelaufen

Der Steffny-Plan sah für den Dienstag eine kleine Intervall-Einheit vor. Die Pace: 5:15 min/km. Also bin ich bei schönstem Frühlingswetter zur Aschebahn getigert und habe ein paar Ründchen gedreht. Den wilden Pferden geschuldet, allerdings in 4:30 min/km. Ich vermute mal, dass mich das leicht überhöhte Tempo nicht aus der Bahn geworfen hat. Ein Halbmarathon war es ja nicht gerade.

Den bin ich an Ostersonntag gelaufen. 18 km wirklich gemütlich in ungefähr 6 min/km. Die letzten drei km gab es dann nochmal eine Endbeschleunigung und zur Belohnung Eierlikörkuchen.

Und jetzt? Warten. Die Koffer sind gepackt, die Reise nach Paris kann losgehen. Die Beine dürfen sich erholen, in Paris wird hauptsächlich mit der Metro gefahren.

Vorbereitung ist eine Strapaze

Diese Ruhe vor dem Marathon tut gut und ist eine tolle Gelegenheit, über Training und seinen Effekt nachzudenken. Denn wenn man kein Extremläufer ist, der quasi jeden Tag einen Marathon laufen könnte, ist so eine Vorbereitung doch eine Strapaze.

Bevor ich in den Plan eingestiegen bin, habe ich schon im Winter zahlreiche lange Läufe gemacht. Die Ruhrklippe und auch andere längere Riemen gehörten zum Standard-Programm. Zur Belohnung gab es eine neue Bestzeit beim Silvesterlauf Werl-Soest und eine ziemlich gute Leistung beim Neujahrslauf am Phoenixsee.

Und doch ist so ein Plan noch mal eine andere Hausnummer. Arbeit und Training wollen allzu oft nicht zueinander passen, Alltag und Training müssen in Einklang gebracht werden. Und während ich so mein Leben rund um den Plan herum baue, findet in meinem Körper fast unbemerkt etwas statt: Der Körper passt sich an, wird stärker.

Yoga und Krafttraining eingebaut

Sehr konsequent habe ich mehrmals in der Woche Yoga und Krafttraining in den Plan eingebaut, dafür auf eine wöchentliche Laufeinheit verzichtet. Das hat vor zwei Jahren sehr gut geklappt, warum also nicht auch in diesem Jahr? Ich spürte, wie mein Rücken allmählich stärker wurde, sah, wie die Zahl auf der Waage immer kleiner wurde und merkte, wie meine Schritte beim Laufen schneller wurden.

Beim Laufen habe ich auf den Stil und Mittelfußlauf geachtet. Vermutlich trete ich immer noch voll mit der Hacke auf, es kommt mir aber beim Laufen nicht mehr so vor. Und wenn ich an einer Schaufensterscheibe vorbeilaufe und kurz auf mein Spiegelbild schiele, sieht das nicht mehr ganz so schlimm aus wie noch vor wenigen Monaten.

Die Pferdchen wollen raus

Ja, und jetzt sind da die Pferdchen, die unbedingt raus wollen. In Venlo durften sie sich austoben, doch seitdem stehen sie wieder in der Box und werden geschont. Ich finde es einfach faszinierend, wie man Körper und Geist so auf einen Termin hin fitmachen kann, dass man quasi das Bedürfnis hat, jetzt bitte endlich einen Marathon laufen zu dürfen.

Nur noch wenige Tage, dann dürfen die Gäule raus. Hoffentlich trügen sie mich nicht und sind wirklich so fit, wie sie behaupten. Ich fühle mich bereit!

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