Der Bobbahn-Run in Winterberg stellt viele Regeln auf den Kopf: Hier ist der Start das Ziel – der Start des 1,6 Kilometer langen Eiskanals. Zum Glück (oder leider?) ohne Eis.
Es gibt so Laufevents, da muss ich vor der Anmeldung nicht lange zögern. Der Mühlenkopfkraxler in Willingen ist so ein Lauf, und als ich vom Bobbahn-Run in Winterberg las, dauerte es auch nur Minuten, bis der Entschluss stand.
Auf den Spuren der Olympia-Siegerin
Die Idee, eine Bobbahn hinauf zu laufen, ist eigentlich naheliegend. Schließlich tut man in Winterberg einiges, um sich vom Schnee unabhängig zu machen und baut entsprechend die Sport-Infrastruktur immer weiter aus. Nur der Eiskanal lag bislang im Sommer brach. Doch nun hatte jemand die hervorragende Idee, dass dort, wo im Winter Olympia-Siegerin Laura Nolte herunterrast, im Sommer Läufer den umgekehrten Weg laufen gehen könnten.
Weil 1,6 Kilometer aber recht flott zu bewältigen sind, haben die Organisatoren vor die Bobbahn noch einen kleinen Landschaftslauf von fünf Kilometern Länge gesetzt. Der könnte nach meinem Geschmack sogar noch ein bisschen länger sein, zumal die ersten drei Kilometer fast ausschließlich bergab führen.
Kein Grund zum Meckern beim Bobbahn-Run
Dafür dass der Bobbahn-Run 2023 die Erstauflage dieses Wettbewerbs war, war die Veranstaltung erschreckend fehlerlos organisiert. Ausreichend Parkplätze, üppig Platz am Start, Verpflegung an der Strecke, Beschilderung – es gibt keinen Grund zum Meckern. Kein Wunder eigentlich, denn hinter der Orga steckt das Team des Paderborner Osterlaufs, und die Jungs und Mädels haben reichlich Erfahrung.
Wenn es irgendeinen Punkt gibt, über den die Veranstalter nachdenken sollten, dann die Startzeit. 14 Uhr ist bei hochsommerlichen Temperaturen vielleicht etwas spät. Ein paar Stunden früher wäre es vielleicht noch nicht ganz so heiß gewesen. Andererseits sorgt ein Start um 14 Uhr für eine total entspannte Anreise.
Im Vergleich zum Mühlenkopfkraxler ist der Bobbahn-Run ein einfacher Lauf
Im Vergleich zum Mühlenkopfkraxler, bei dem die Streckenlänge läppische 400 Meter beträgt, die Menschen wie ich in gut 15 Minuten bewältigen, ist die Herausforderung, den eisfreien Eiskanal hinaufzurennen, sehr einfach zu meistern. Und im Gegensatz zum „Lauf“ an der Sprungschanze in Willingen wird auf der Bobbahn auch wirklich gelaufen. Oder gegangen. Auf jeden Fall aber mit aufrechter Körperhaltung.
An einigen Engstellen hatten die Organisatoren Überholverbote ausgeschildert. Das führte dazu, dass ich doch an einigen Stellen von gehenden Läufern ausgebremst wurde. Denn die 1,6 Kilometer weisen zwar eine Steigung von bis zu 15 Prozent auf, sind aber durchaus laufbar. Vielleicht zahlt sich da das viele Training auf den Syburger Serpentinen und am Hülsenberg (17 Prozent auf einem Kilometer) wirklich aus. Jedenfalls wäre ich an einigen Stellen lieber gelaufen, statt im Walking-Modus hinter der Konkurrenz her zu stiefeln.
Würgereiz im Ziel, aufmerksamer Helfer
Freie Bahn hatte ich auf den letzten Metern zum Ziel, äh, Start, die ausgerechnet das steilste Stück der Strecke sind, nämlich der Bobstart, auf dem sich die Cracks in ihren Schlitten Schwung für die Abfahrt holen. Aber ich konnte es mir nicht nehmen lassen, hier das Tempo noch einmal anzuziehen und ins Ziel, naja, zu stürmen. Auf jeden Fall hat es gereicht, um Laktat aufzubauen, und kaum dass im Starthaus, also im Zielbereich, angekommen war, krampfte mein Magen kurz. Das blieb nicht unbemerkt.
Ich konnte zum Glück doch noch an mich halten, stütze mich im Schatten aber etwas ab. Sofort kam ein Helfer mit einem Becher Wasser, von dem ich zwei kleine Schluck trank und den Rest zur Abkühlung ins Shirt kippte. Keine zwei Minuten später stand der Helfer wieder dort und drückte mir eine Fassbrause in die Hand. Zucker – sehr gut, und herzlichen Dank für die schnelle Hilfe!
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