5000 Meter und Schokokuchen auf der Ziellinie

Kind 2 hat Geburtstag. Zum Frühstück gibt es Schokokuchen. Da ich mich für einen 5000er angemeldet habe, plane ich für den Vormittag einen Test. Am Ende werde ich stolz sein, alles aus mir herausgeholt zu haben.

Die Drogendealer, die im Hörder Goystadion am Samstagvormittag chillen, schauen mir mit fragenden Blicken beim Lauf-ABC zu, das ich auf der Aschenbahn abspule. Ein anderer Läufer dreht stoisch seine Runden. Ich freue mich schon darauf, bei meinem anstehenden Testlauf über 5000 Meter in einen imaginären Wettkampf gegen ihm zu starten.

Pollenattacke auf dem Fahrrad

Dass ich es überhaupt bis hierher geschafft habe, grenzt an ein Wunder. Auf dem Weg mit dem Fahrrad zur Kampfbahn ist mir so ein schwebender Pollenball in den Mu d und direkt in die Speiseröhre geflogen. Ein Hustenanfall schüttelt mich, ich würge, während ich mit knapp 40 km/h die Straße bergab rolle. Schließlich fahre ich rechts ran und huste ein paar Minuten lang kräftig durch, bis es wieder geht.

Minimalziel erreicht: 5000 Meter unter 25 Minuten.

Es ist gar nicht so warm, sehr gute Bedingungen für einen schnellen Fünfer. Also ziehe ich mit dem Schuh eine Startlinie und eine Ziellinie und mache mich daran, die 12,5 Runden zu drehen.

Ich laufe die ersten drei Kilometer konstant wie ein Uhrwerk. Die Pace schwankt zwischen 4:50 und 4:55. Ich freue mich schon, dass ich es endlich mal schaffen werde, ohne eine 5 vorne ins Ziel zu kommen.

Doch auf den letzten 1500 Metern schleichen sich dann doch 5:00 und 5:05 auf das Display meiner Uhr. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich mein Minimalziel erreichen und unter 25 Minuten bleiben werde.

Die imaginäre Glocke geläutet

Jedes Mal, wenn ich die Ziellinie überlaufe, spreche ich die Anzahl der verbleibenden Runden laut aus. Vor der letzten Runde sage ich: „Dingdingding“ und mache mit der linken Hand eine Bewegung, als läute ich eine Glocke.

Noch 300 Meter, ich ziehe das Tempo an. Die Dealer schauen zu. Noch 200 Meter, noch mal schneller werden. Auf der Zielgeraden ziehe ich einen langen Endspurt an, merke, wie alles in mir übersäuert. Ich liebe dieses Laktat-Gefühl!

Aber da ist noch etwas Anderes — der Schoko-Geburtstagskuchen vom Frühstück! Ich ahne, was passiert, und hoffe, es noch ins Ziel zu schaffen.

Verwischte Spuren im Sand.

Als ich über die Ziellinie renne, ist mir flau. Ich drücke die Uhr ab (24:29 min), bleibe stehen, bin glücklich vor lauter Erschöpfung.

Und dann krampft der Magen. Der Kuchen schießt aus mir heraus. Die alten Männer, die mit ihren Bierpullen auf den Bänken sitzen, wirken verstört, angesichts der Mischung aus Würgen und Lachen, die sie von mir geboten bekommen.

Ich liebe dieses Gefühl kompletter körperlicher Leere. Okay, das ist auch dann schön, wenn man die Kotzgrenze nur ankratzt, statt sie überschreiten. Ich verwische meine Spuren in der Asche und spaziere noch eine Runde aus. „Na, fertig?“, fragt einer der Dealer. Ich keuche stolz zurück, gehe weiter und stehe noch ein paar Minuten neben meinem Fahrrad.

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