Wie du mit A-Skips, B-Skips und ein bisschen Instagram-Inspiration deinen Laufstil veränderst – und warum Hürdenkoordination die schönste Form sportlicher Poesie ist.
Laufen soll einfach sein. Und meistens ist es das auch – so lange wir nicht zu genau hinschauen.
Sobald wir uns aber beim Laufen beobachten, sei es im Schaufenster oder auf Video, kommt die Ernüchterung. Von Rhythmus keine Spur, die Arme rudern, die Beine schleppen, und alles wirkt eher überlebt als gelaufen.
Dabei lohnt sich Techniktraining. Es verbessert die Ökonomie, reduziert Überlastungen – und lässt uns besser laufen. Laut Journal of Sports Sciences (2022) bringt gezieltes Techniktraining nachweisbare Vorteile – egal, wie schnell oder wie oft man läuft.
Das Lauf-ABC: Altbekannt, unterschätzt, wirkungsvoll
Das sogenannte Lauf-ABC – A-Skips, B-Skips, Anfersen – gehört zum Grundlagenkatalog der Leichtathletik. Es wird häufig belächelt, selten konsequent gemacht, dabei ist es ein Schlüssel zu besserer Bewegungsökonomie.
Diese Übungen trainieren:
- aktive Hüftstreckung
- Fußgelenksarbeit
- Haltung und Körperspannung
- Koordination zwischen Armen und Beinen
Und vielleicht am wichtigsten: das Gefühl für Rhythmus.
Chari Hawkins: Technik mit Haltung, Präzision – und einem Lächeln
Chari Hawkins, Siebenkämpferin, Marathonläuferin, Instagram-Kraftpaket – und eine Frau, bei der das Lauf-ABC zur Bewegungspoesie wird.
Was sie zeigt, sind keine Pflichtübungen, sondern bewegte Kompetenz. Ihre A-Skips haben Richtung. Ihre B-Skips Präzision. Und ihr Auftreten vermittelt genau das, was Lauftechnik eigentlich sein sollte: fließend, kontrolliert, fokussiert – mit Freude.
A-Skip & B-Skip: Zwei Übungen, die deinen Laufstil verändern
A-Skip: Die Technik-Grundlage für Hüftarbeit und Abdruck
- Knie aktiv heben
- Fuß unterhalb des Körpers aufsetzen
- Oberkörper aufrecht
- Arme rhythmisch mitführen
Der A-Skip aktiviert die Hüftbeuger, stärkt das Fußgelenk und gibt deinem Laufstil mehr Richtung.
B-Skip: Kontrolle über das Rückführbein
- Knie hoch
- Bein nach vorn ausstrecken
- aktiv zurückführen
- sauberer Fußaufsatz
Der B-Skip trainiert den Rückschwung – den Moment, in dem viele Läufer:innen „verlieren“. Mit sauberem Rückweg zum Boden wird der Schritt effizienter.
Bei Chari sieht das aus wie eine kleine Choreografie. Bei mir… eher wie ein Versuch mit zu langen Beinen. Aber das Gefühl, sich zu verbessern, ist unbezahlbar.
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Anfersen: Klassisch, sinnvoll, nicht zu unterschätzen
Richtig ausgeführt, ist Anfersen kein Aufwärm-Gehopse, sondern eine funktionale Aktivierung der hinteren Kette.
Es geht nicht ums Schnippen der Ferse, sondern um kontrolliertes Heranführen zum Gesäß – mit ruhigem Oberkörper. Für das Beinpendel ist das enorm hilfreich. Und bei Chari wirkt selbst das wie aus einem Guss.
Hürdenkoordination: Die elegante Elite des Techniktrainings
Instagram ist voll davon – und es sind fast ausschließlich Frauen, die diese Hürdenkoordination beherrschen wie ein Tanz:
- Übersteigen
- Rückwärtsschwingen
- Seitwärtsschritte
- Hürdenkreuz
Athletinnen wie Marsha Dunkel zeigen, wie Technik zur Choreografie wird. Für mich als alten Knochen absolut nicht machbar – aber faszinierend.
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Für alle Normalos lohnt sich aber schon die einfache Variante: Seitliches Übersteigen oder kontrolliertes Umkreisen niedriger Hürden fördert Beweglichkeit, Balance und Bewegungsgefühl.
Fazit: Lauftechnik ist keine Kür – sondern Fundament
Techniktraining ist kein Selbstzweck. Es bringt Struktur in Bewegung.
Es gibt dem Körper neue Reize – und dem Kopf neue Perspektiven.
Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht mal konsequent sein. Du musst nur anfangen – und ab und zu ein paar Minuten investieren.
Ganz ehrlich? Ich mach’s auch nicht ständig
Klingt alles toll, oder? Aber hier kommt’s:
Ich mache das Lauf-ABC fast nur vor Intervallen.
Kniehebeläufe, Anfersen, ein paar Steigerungsläufe – als Ritual, als Fokus.
Sonst? Eher selten. Weil’s mir zu aufwendig ist. Weil ich mich manchmal beobachtet fühle. Und weil ich beim normalen Lauf einfach laufen will.
Aber jedes Mal, wenn ich’s doch mache – fühlt sich der Lauf danach besser an. Runder. Aufrechter. Fast, als hätte ich was richtig gemacht.
Und das reicht für mich.