Großer Zeh, große Wirkung – Der Addict Pro-R überrascht

Drei Paar Schuhe besitze ich vom deutschen Hersteller Joe Nimble. Ein paar Barfuß-Schuhe, die ich schon länger nicht mehr getragen habe, ein paar Laufschuhe, dass ich nie zum Laufen trage. Und – ganz neu – den Addict Pro-R. Mit dem werde ich wohl öfter laufen.

Ich gebe es zu: Mein Verhältnis zu Joe Nimble ist speziell. Bis vor kurzem besaß Ich zwei Paar der schwäbischen Zehenfreunde – darunter einen Barfußschuh, der so angenehm ist, dass ich ihn eine Zeitlang regelmäßig getragen habe. Und dann wäre da noch ein auffällig gelber Laufschuh, der allerdings bislang nur im Stadion zum Einsatz kam – als stilgerechter Begleiter zu BVB-Spielen. Praktisch, aber gefährlich: Mit seiner voluminösen Fersenkonstruktion ist er auf Treppen ein echter Stolperkandidat. Vielleicht sollte ich ihn tatsächlich mal zum Laufen tragen – bevor ich damit falle.

Endlich ein Laufschuh zum Laufen von Joe Nimble

Nun also der Addict Pro-R. Ein Schuh, der mein Interesse geweckt hat, weil er hinten eben nicht so ausladend daherkommt und vorne das hält, was der Hersteller verspricht. Der großzügige Platz für die Zehen, das Markenzeichen von Joe Nimble ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern laut Hersteller auch ein echter Performance-Vorteil.

Der Addict Pro-R von Joe Nimble im Test.

„13 % längere Flugphase“, schreibt der Hersteller. Das verdanke man der sogenannten ToePilot® Technologie, die den Abdruck über den großen Zeh stärkt – jener unscheinbare Kerl ganz vorn am Fuß, der laut Joe Nimble bis zu zehn Prozent der Vortriebskraft beim Laufen liefert.

Der erste Eindruck: viel Gefühl, wenig Widerstand

Was mir beim ersten Lauf sofort auffiel: Der Schuh fordert meine Füße. Die Sprengung ist mit 4 mm vergleichsweise gering, das spürt man direkt. Hinten ist der Schuh sehr weich oder irgendwie seltsam gedämpft. Man könnte auch sagen: gar nicht. Das ist aber beim Laufen gar nicht tragisch. Der Schuh verleitet zum Mittelfußaufsatz, der ja eh besser ist. Wer sonst auf weich-gedämpften Komfort steht, muss allerdings umdenken. Der nmblAZE-Schaum (ein reaktionsfreudiger eTPU-Kern) ist spürbar lebendig – aber eher federnd als plüschig.

„In Kombination mit der Vibram-Außensohle aus XS Trek EVO Compound erlebst Du Langlebigkeit und Sicherheit mit jedem Schritt“, schreibt der Hersteller. Grip und Stabilität waren auf Asphalt tatsächlich top.

Platz, Platz, Platz – auch in kleiner

Richtig spitze ist die Spitze, bzw. spitz ist die ja gar nicht, sondern breit. Das sieht nicht so schnittig aus wie bei anderen Laufschuhen, bietet aber zahlreiche Vorteile. Obwohl ich den Schuh eineinhalb Nummern kleiner genommen habe als gewohnt (die Schuhgrößen-Ermittlung via Handy hatte das empfohlen), hatte ich nie das Gefühl, eingeengt zu sein. Im Gegenteil: Meine Zehen, sonst oft seitlich beengt – Hallux Valgus lässt grüßen – konnten sich endlich mal ausbreiten. Für mich, mit einer Druckstelle am rechten Großzehengrundgelenk, ist das eine echte Wohltat. Und vielleicht sogar Prävention gegen schlimmeres.

„Unsere Laufschuhe mit Zehenfreiheit erlauben es den Zehen, sich beim Laufen aufzuspreizen, mit dem Boden zu interagieren und dabei die Kraft und Flexibilität […] zu unterstützen“, verspricht Joe Nimble. Klingt technisch – fühlt sich aber genau so an.

Wie läuft er denn nun?

Kurz gesagt: leicht, direkt, anders. Der Schuh wiegt kaum etwas, gibt ordentlich Schub nach vorne (der Abdruck vorne ist wirklich stark!) und verlangt aktives Laufen. Wer passiv über die Ferse schlurft, wird wenig Freude haben. Wer bereit ist, den Fuß arbeiten zu lassen, wird mit einem natürlichen Laufgefühl belohnt – irgendwo zwischen „Barfuß 2.0“ und „flinker Straßenflitzer“. Für längere Strecken? Durchaus möglich. Für Intervalltraining? Ja, unbedingt.

Fazit: Wer Zehenfreiheit sucht, wird diesen Schuh lieben

Der Addict Pro-R ist ein Laufschuh, aber auch ein genialer Alltagstreter. Für alle, die sich mehr Natürlichkeit, Dynamik und Platz im Vorfuß wünschen, ist er ein echter Geheimtipp. Ob ich meinen gelben BVB-Schuh jetzt auch mal zum Laufen ausführe? Mal sehen. Der Addict Pro-R hat jedenfalls Lust auf mehr gemacht.

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