Antelope Canyon Ultra, Folge 11: Wie ich lernte, die Sieben zu lieben

Langsam. Lang. Lang und langsam. Sehr langsam und immer länger. Zum ersten Mal bereite ich mich auf einen Ultra-Marathon vor. Mein Trainer legte mir für den Antelope Canyon Ultra eine bislang völlig unbekannte Pace ans Herz. Mit Erfolg,

Manchmal ist es besser, man fügt sich einfach. Also füge ich mich und akzeptiere, dass in meinem Trainingsplan für den Antelope Canyon Ultra eine Pace von mageren sieben Minuten pro Kilometer steht. Mein Trainer Helmut Bezani von Lauffieber Dortmund wird schon wissen, was er mir in den Plan schreibt.

Lange, langsame Läufe sind Kopfsache

Sieben Minuten. Fühlen soll ich die Sieben, will Helmut. Und tatsächlich, ich fühle sie. Und sie fühlt sich gar nicht so übel an, insbesondere mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Sieben ja einem guten Zweck dient, nämlich dem, beim Antelope Canyon Ultra mit einer passablen Zeit ins Ziel zu kommen. Laufen ist nun mal Kopfsache.

Knapp ein halbes Dutzend Mal habe ich jetzt die Sieben gefühlt. Wobei ich gestehen muss, dass meine Laufstrecken meist so beschaffen sind, dass die Sieben am Ende zwar als Mittelwert steht, in echt aber fast nie gelaufen wurde. Wenn ich an die Bodenbeschaffenheit beim Antelope Canyon Ultra denke, schätze ich, dass es dort ähnlich sein wird.

Welche Zeit ist eigentlich „passabel“?

Mit einer passablen Zeit will ich ins Ziel kommen. Bei einem Siebenerschnitt wären das 9:20 Stunden. Aaaaalso, ich sag’s mal ganz vorsichtig: Nein! Das wird nix!

Warum das nix wird? Gerade komme ich von einem Longrun. Okay, es ging mal wieder über Berge und durch Täler und ich habe mal Realbedingungen getestet und Foto-, Film- und Verpflegungspausen eingebaut. 5:26 Stunden habe ich für 42,2 km benötigt. Aber da waren wirklich ein paar hammermäßige Anstiege drin, die es in Arizona so nicht geben wird.

Tortillas mit Bacon und Nutella

Hochgerechnet — ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Foto-, Film- und Verpflegungspausen beim Antelope Canyon Ultra länger dauern werden (es gibt Tortillas mit wahlweise Bacon oder Nutella!!!) — wären das für 80 km fast elf Stunden. Und ich hatte neulich noch verkündet, dass ich mit 9:59:59 ins Ziellaufen möchte.

Aber ganz ehrlich, das ist Blödsinn. Zwar wäre das ein Schnitt von 7:30 min/km und somit vielleicht machbar. Jedoch nur ohne Foto-, Film- und Verpflegungspausen. Nee, Leute. Ich habe keine Lust, mich zu stressen.

Welche Zeit ist realistisch?

Bei einem meiner Longruns habe ich mal überschlagen (wenn ich die Sieben fühle, kann ich plötzlich sogar kopfrechnen!), dass ich theoretisch ja 15 Stunden Zeit für die 80 Kilometer habe. Das wäre ein Schnitt von 11:25 min/km. Das gehe ich bergauf. Ein Klacks! Dafür brauche ich kein Training. Aber ich will ja laufen. Ich stelle mir das so vor, wie beim Stilfser Joch: Wann immer ich laufen kann, laufe ich — und zwar so schnell, dass es sich wie Sport anfühlt.

Das klingt nach einem Plan. Die realistische Zielzeit lege ich daher lieber neu fest: 11:59:59 Stunden.

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