Oh Körper, mein Körper! Was man von Verletzungen lernen kann

Es gibt für Sportler kaum etwas Schlimmeres als Verletzungen. Sie kommen plötzlich in dein Leben und bremsen dich ausgerechnet dort aus, wo du es am wenigsten gebrauchen kannst. Doch auch, wenn Verletzungen überflüssig wie ein Kropf sind, kann man dennoch Lehren und Erkenntnisse aus ihnen ziehen.

Beim ersten Mal war es nur ein leichtes Zippen. Irgendetwas machte hinten in meinem rechten Oberschenkel lautlos, aber spürbar „schnipp“ – und dann war Schluss. Es war ein Sprint mit Spikes, mein erster und letzter. Ich hatte mir vorgenommen, für ein Video gegen eine echte Sprinterin zu rennen, um der Welt zu zeigen, dass wir Hobbyläufer uns zwar toll finden, es aber in Wirklichkeit nicht sind.

Muskelfaserriss beim Sprinten

Der 60-Meter-Sprint in der Helmut-Körnig-Halle endete für mich nach 50 Metern. Die restlichen zehn Meter humpelte ich ins Ziel. Meine Spontan-Diagnose noch auf der Bahn: „So fühlt sich also ein Muskelfaserriss an.“ Den Paris-Marathon, für den ich damals trainierte, konnte ich jedenfalls abschreiben.

Eine Hürde.

Aus Fehlern wird man bekanntlich klug. Und eine Verletzung bietet auch die Chance, etwas zu lernen. Ich lernte Demut und Geduld. Ich lernte, nicht in letzter Sekunde über die Ampel zu fitschen, sondern zu warten.

Faserriss Nummer Zwei: Marathon und Hallen-Fußball

Schlimmer erwischte es mich bei Faserriss Nummer Zwei. Beim 24-Stunden-Lauf lief ich auf der Bahn einen Marathon. Kann man ja mal machen, dachte ich. Am nächsten Tag hatte Kind 2 Klassenfest in der Soccer-Halle.

Mein Plan war klar: Füße hoch, Kuchen essen. Das klappte, bis jemand rief: „Väter gegen Kinder!“ Plötzlich fand ich mich auf dem Platz wieder. Ein Sprint, ein Schmerz, ein Schrei. Wie eine Stahlkugel schlug etwas in meiner Wade ein. Als hätte jemand auf mich geschossen.

Es dauerte sechs Wochen, bis ich wieder locker traben konnte.

Verletzungen kannte ich gar nicht

Eigentlich blieb ich von Blessuren immer verschont. Nie etwas gerissen, einmal ein Finger angebrochen, sonst immer nur Hautabschürfungen von diversen Blutgrätschen beim Fußball auf Asche. Meine Knie schmerzen seit ich jugendlich war. Durch die Lauferei wurde das besser.

Dann schlug im März 2014 die Fibula zu, das Wadenbeinköpfchen rechts. Was für ein widerlicher Schmerz!

Zum Glück fast nie etwas kaputt

Bis auf die beiden Faserrisse und eine Schleimbeutelentzündung im Knie nach einem Sturz in Verbindung mit einem Wettrennen mit einer Möwe war bei mir zum Glück nie etwas wirklich kaputt. Schmerzen, ja! Irgendwas ist immer, mal lassen sich Schmerzen aushalten, mal sorgen sie für eine Zwangspause.

Ich hatte mal Schmerzen, die an eine Schambeinentzündung erinnerten, sich aber letztlich als Blockade entpuppten, die ich mit zusammengebissenen Zähnen, einer Blackroll und mutig-gezieltem Druck auf zwei Triggerpunkte beseitigen konnte. Mal war der Traktus so hart, dass ich um die Teilnahme am Baldeneysee-Marathon bangte.

Jedes Wehwehchen ist ein Lehrer

Zum Glück ist Laufen nur mein Hobby, nicht mein Beruf. Ich leide immer mit, wenn sich Spitzensportler auf dem Weg zu ihrem Ziel verletzen. Klar, auch die ziehen Lehren aus ihren Blessuren und wachsen mental daran. Aber ich schätze, sie würden gerne drauf verzichten.

Ich hingegen habe mir angewöhnt, Zwangspausen hinzunehmen und nach den Gründen zu suchen. Jede lässt mich etwas über meinen Körper lernen und lehrt mich, mit Rückschlägen umzugehen. Speziell Letzteres ist sehr wertvoll für das echte Leben.

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