Es ist Juli. Hochsommer, laut Kalender. Auf den ersten Blick die perfekte Zeit, um Form aufzubauen, Intervalle zu ballern und Longruns zu feiern. In der Theorie. In der Praxis? Hänge ich irgendwo zwischen Sofa und Stadionbahn, zwischen Ambitionen und Antriebslosigkeit, zwischen „Ich will sub 1:45 laufen“ und „Ich glaub, ich schlaf einfach noch ’ne Runde“.
So eine bleierne Zeit. Keine Wettkämpfe in Sicht, keine klare Struktur, kein richtiger Plan. Nur dieser eine Gedanke, der sich irgendwo zwischen Stirn und Sohle eingenistet hat: Phoenixsee-Halbmarathon am 3. Oktober. Das soll mein Ding werden. Mein Saisonhöhepunkt. Vielleicht sogar mit neuer PB. Ich weiß, dass da was geht – zuletzt haben sich selbst die lockeren Dauerläufe erstaunlich schnell angefühlt. Und Strava flüstert mir mit verheißungsvollen Prognosen Mut zu: 1:45 sei drin. Vielleicht sogar ein bisschen weniger.
Stillstand mit Laufuhr
Aber ganz ehrlich: Derzeit fühlt es sich nicht nach Aufbruch an. Eher nach Stillstand mit Laufuhr. Ich laufe – ja. Aber eher planlos, ohne System. Mal ein Zehner nach Feierabend, mal ein gemütlicher Longrun am Sonntag. Und dann wieder zwei Tage Pause, weil müde. Nicht verletzt-müde, sondern kopfmüde. Motivationsmüde. Dieses diffuse „Was bringt das alles?“-Müde, das sich manchmal anschleicht, wenn der Alltag zu laut und der Trainingsplan zu leise ist.
Dabei weiß ich ja: Wenn ich wirklich Richtung Bestzeit will, dann braucht es mehr. Struktur. Tempo. Fokus. Und eine gute Playlist. Oder ein gutes Hörbuch – aktuell bin ich bei Stephen Kings Mind Control, aber ich komme einfach nicht weiter. Vielleicht, weil mir die langen Läufe fehlen. Vielleicht, weil ich lieber in meinem eigenen Kopfkino hänge.
Das Feuer will nicht brennen
Gleichzeitig spüre ich da dieses unterschwellige Feuer. Es glimmt. Noch nicht bereit für einen flammenden Trainingsplan, aber definitiv nicht erloschen. Ich brauche bloß den richtigen Moment, um den Funken zu entfachen. Vielleicht nächste Woche. Vielleicht morgen früh. Vielleicht gleich nach diesem Text.
Denn ganz ehrlich: Die Form ist gar nicht so weit weg. Die Basis stimmt. Ich muss sie nur ausbuddeln, wachklopfen, zurechtrücken. Ein paar knackige Intervalle. Längere Longruns. Regelmäßigkeit statt Zufall. Und dann ist der 3. Oktober plötzlich ganz nah – und ich mittendrin. Nicht mehr nirgends. Sondern da, wo ich hinwill.