Bestes Laufwetter, beste Gesellschaft, bester Lauf – so viel schon mal vorweg. Der Hagener Volkslauf 2025 hat wieder alles geliefert, was dieses Event so besonders macht: Höhenmeter, Herzblut und die eine oder andere überraschende Wendung.
Mit mir am Start standen diesmal Moab-Mitläufer Sascha und – Überraschung! – Eike. Letzterer hatte sich ganz spontan noch angemeldet, während Wiggy sich ebenso spontan nach Island in den Urlaub verkrümelte. Das Moab-Trio war also nur zu zwei Dritteln vertreten. Schon vorm Start war die Stimmung wie immer familiär. Man kommt eben immer ins Gespräch – etwa mit dem Mann, der eine Cap und ein Shirt vom legendären Badwater Ultra trug. Den musste ich natürlich ansprechen. „Neid und Ehrfurcht“, hab ich ihm gesagt – echt, ey.
Bergab? Hatte ich komplett verdrängt
Der Start verlief locker. Und was ich völlig verdrängt hatte: Die ersten fünf Kilometer gehen ja tatsächlich ordentlich bergab! Das hatte ich komplett vergessen. Seltsam. Ich war mir sicher, dass der Anfang flach bis leicht abschüssig ist. Erst nach der Streckenteilung – Zehner rechts, Halbmarathon geradeaus – geht’s dann so richtig in die Vollen. Also in die Höhe.
Beine top, Taktik klug
Meine Beine fühlten sich großartig an, fast schon verdächtig gut. An den steileren Anstiegen bin ich gewalkt – Erfahrungssache. Laufen bringt da mehr Frust als Fortschritt. Eike war früh außer Sichtweite (er ist eh der Schnellste von uns Dreien), Sascha hielt ich noch eine Weile im Blick. Dann irgendwann nur noch als schemenhafte Silhouette in der Ferne. Oder war das Wunschdenken?
Irgendwann hatte ich meinen Schritt gefunden und konnte auf den flacheren Stücken super laufen und an der Durchschnitts-Pace schrauben. Ich finde es spannend, dass bei fast allen Läufen irgendwann ein Punkt kommt, ab dem ich nicht mehr überholt werde. Auch diesmal wieder. Wenn jetzt noch jemand überholte, war ich das.
Hinten kackt die Ente – und überholt
Der Hagener Volkslauf steht sinnbildlich für den Spruch „Hinten kackt die Ente“. Denn auf den letzten vier Kilometern kann man bergab richtig Gas geben – sofern die Oberschenkel nicht rebellieren. „Jetzt überholt mich eh keiner mehr – bis auf diese Typen, die so toll progressiv laufen“, grummelte ich in mich hinein. Nur: Diesmal war ich einer dieser progressiven Läufer. Ich konnte tatsächlich ordentlich Tempo machen und für meine Verhältnisse regelrecht Richtung Ziel stürmen. Dabei überholte ich einige der Läufer, die mich zuvor bergauf noch locker stehen gelassen hatten. Alles richtig gemacht, schätze ich. Die Beine rollten flüssig, ich fing sogar an zu rechnen: „Geht da was unter zwei Stunden?“
Und dann – ein Kilometer vorm Ziel – erahnte ich Sascha. „Den hole ich mir!“, dachte ich, und so kam es auch. 400 Meter vorm Ziel zog ich vorbei, feuerte ihn an (guter Sportsgeist!) und zog das Tempo noch mal an. Nach 2:01 Stunden war ich im Ziel – erschöpft, stolz, leicht genervt, dass es nicht ganz für unter zwei Stunden gereicht hat. Aber: persönliche Bestzeit auf dieser Strecke. Und das zählt!
Wo ist Eike?
Sascha kam kurz nach mir ins Ziel – alles super. Aber wo war Eike? Der hätte doch längst da sein müssen? Minuten vergingen. Dann kam er endlich – ziemlich fertig. Ich: „Ey, hasse dich verlaufen?“ Er, ganz trocken: „Ja.“ Turns out: Eike war tatsächlich falsch abgebogen und ein gutes Stück mit den Zehnern unterwegs gewesen, ehe er seinen Irrtum bemerkte und zurück auf die Halbmarathonstrecke kehrte. Macht in Summe etwa vier Bonuskilometer. Kann man machen.
Fazit: Hagen, du bist und bleibst klasse
Hagen war wieder rundum hervorragend. Die Strecke fordernd, das Wetter läuferfreundlich (kühl, aber nicht kalt, mit erfrischendem Nieselregen), die Stimmung herzlich und das Zielgefühl unbezahlbar. Läuferisch war’s für mich sogar richtig gut – und für Eike ganz besonders lang.