Iskiate – Auf der Suche nach dem Tarahumara im Tank

Wie immer schleicht sich auf den letzten Metern der Marathon-Vorbereitung Panik in den Kopf. Was kann ich noch ändern? Gibt es irgendwo ein Wundermittel? Wie kann ich den Lauf dieses Mal besonders gut überstehen? Natürlich ist es dafür viel zu spät. Und trotzdem experimentiere ich: mit Chia-Samen.

Lesen soll ja bilden. Ich habe irgendwann im Februar 2018 „Born to run“ von Christopher McDoughall gelesen. Ich war skeptisch, weil ich allzu viele verzückte Schwärmereien über dieses Werk gehört und gelesen hatte – sowas macht mich immer vorsichtig.

Iskiate ist das Wundermittel der Tarahumara

„Born to run“ allerdings fixte auch mich an. Denn neben allerlei philosophischen, biologischen und trainingstechnischen Erkenntnissen beinhaltet das Buch noch einen Schatz: Iskiate, das Wundermittel der Tarahumara. Hinzu kommt, dass ich bei meinen letzten langen Läufen die Hörbuch-Version des Buches auf den Ohren hatte und sogleich von der Lauf-Muse geküsst wurde.

Also kaufte ich Chia-Samen und fing fortan mit dem Experimentieren an. Leider unterscheiden sich im Web alle Rezepte in Punkto Mengenangaben. Ich habe mir das beste aus allen zusammengesucht. Ich koche und experimentiere ja eh gerne.

Iskiate-Rezept (Chia fresca)

  • 300 ml Wasser
  • 3 EL Chiasamen
  • Saft einer Limette
  • 1 EL Rohrzucker (oder Agavendicksaft, Honig…)

Die Zubereitung ist total einfach. Die Samen kommen ins Wasser und werden im Abstand von etwa 15 Minuten zwei- bis dreimal immer mal wieder umgerührt. Sollten Klumpen enstanden sein, lassen die sich leicht zerdrücken.

Das Ergebnis ist ein gelartiger Glibber, der aber Dank der Limette und des Zuckers ganz passabel schmeckt. Chia-Samen sind nämlich geschmacksneutral.

Anschließend kommen der frische Limettensaft und der Zucker hinzu. Inzwischen dürfte ein Gel enstanden sein, das nach Kaulquappen aussieht. Schön ist das nicht. Die Mischung sollte über Nacht im Kühlschrank ziehen – fertig!

P.S.: Wenn man das Wasser zum Teil durch Tequila ersetzt, hat man die wohl gesündeste Marguerita der Welt! ?

Es geht aber noch besser. Wer nicht auf Limetten oder Frosch-Nachwuchs, sondern auf Schokolade steht, kann sich ebenfalls mit Chia stärken.

Rezept: Chia-Schokopudding

Ähnlich simpel wie Iskiate lässt sich Schokopudding auf Basis der Super-Samen herstellen.

  • 250ml Milch
  • 3 EL Chia-Samen
  • Kakaopulver
  • Rohrzucker
  • Vanille(zucker)

Wie beim Iskiate werden die Samen in die Flüssigkeit gegeben, in diesem Fall Milch. Die Mischung wird mehrmals umgerührt, damit sich die Samen nicht am Boden absetzen.

Anschließend 3 Esslöffel (oder nach Belieben) dunkles Kakaopulver (Back-Kakao, kein Nesquick oder Ähnliches), 1 Esslöffel braunen Zucker und etwas Vanille oder Vanillezucker untermischen, gut rühren und über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Der Pudding sieht weniger kaulquappenmäßig aus als das Iskiate. Er schmeckt – wie Schokopudding!

Was kann Iskiate? Wirkt das überhaupt?

Um es kurz zu fassen: Ich habe keine Ahnung! Laut „Born to run“ wirkt Iskiate ähnlich belebend wie der verhasste Gummibärchensaft aus Salzburg, nur viel besser und völlig ohne Chemie. In dem Buch werden wahre Wundergeschichten erzählt.

Ich habe Iskiate bei einem längeren Lauf getrunken und keine Zaubertrank-Wirkung gespürt. Vielleicht lag’s an der Mischung, vielleicht an zu hohen Erwartungen, vielleicht am Zeitpunkt. Möglicherweise muss man das Zeug ja vor dem Lauf nehmen und nicht währenddessen. Vielleicht wirkt es aber auch erst ab einer Laufleistung über 50 Kilometer – ich weiß es nicht.

Zwei Tage hintereinander habe ich den Schokopudding gegessen und hatte beim Lauf am Abend des zweiten Tages megagute Beine, die schnellsten, leichtesten Beine seit langer Zeit. Das spräche dafür, dass Chia lange vor dem Sport genommen werden sollte. Oder es lag am Wetter.

Noch keine Wunderwirkung von Chia und Iskiate festgestellt

Chiasamen enthalten jede Menge Omega-3-Fettsäuren, verlangsamen offenbar die Aufnahme von Kohlenhydraten und speichern das Zehnfache ihres Volumens an Wasser. Sie versorgen den Körper also einerseits mit wichtigen Nährstoffen und sorgen andererseits dafür, dass das Blut nicht mit Kohlehydraten überflutet wird.

Blöd ist, dass „Born to run“ die einzige Quelle zu sein scheint. Ich habe mir einen Wolf gegoogelt, finde zu Iskiate oder Chia fresca immer nur Rezepte. Berichte über die magische Wirkung basieren meist auf Hörensagen und nicht auf Erfahrugen aus erster Hand.

Ich werde es also weiterhin selber testen müssen. Na dann, ab auf die Piste!

6 Antworten auf „Iskiate – Auf der Suche nach dem Tarahumara im Tank“

  1. Danke für die Rezepte! Hast Du schon neue Erkenntnisse gewonnen? Ich lese das Buch auch grad und will das auch mal probieren. Ich laufe allerdings lange nicht so weite Strecken wie Du, deswegen ist die Frage, ob es überhaupt was bringt…?!

  2. So, ich habe das Rezept jetzt auch mal ausprobiert und bin anschließend ganz locker 120km ohne Pausen gelaufen… 😉
    Nein natürlich nicht, Wunder darf man nicht erwarten. Aber ich bin tatsächlich letzte Woche 3x über 20km gelaufen (das habe ich vorher noch nie gemacht) und hatte den Eindruck, dass ich länger Energie hatte. Beim letzten Lauf gestern hatte ich noch eine kleine Flasche mitgenommen und die hat mir auf den letzten 5 Kilometern nochmal Schub gegeben. Der Vorteil ist, dass das Zeug Flüssigkeit und Kraftstoff in einem verbindet. Wenn man es beim Laufen trinkt, blubbert es nicht im Bauch wie reines Wasser und es schmeckt deutlich besser als diese ekligen Gelriegel. Auch wenn ich damit kein Tarahumara Läufer werde, denke ich, dass Iskiate einen festen Platz in meiner Ernährung einnehmen wird.
    Von den Mengen habe ich mich an Deinem Rezept orientiert, mit Agavendicksaft statt Zucker und nur 1/2 Limette auf 300ml.
    Viele Grüße

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